Dyskalkulie und Nachhilfe
22. Mai 2024
Wenn Mathe nur noch Horror ist…
Meistens hört man im Alltag eher von der Legasthenie, bzw. Lese-Rechtschreib-Störung, aber eine andere Lernstörung ist oft weniger bekannt: die Dyskalkulie.
Was ist Dyskalkulie?
Dyskalkulie ist eine Rechenstörung. Das internationale Klassifikationsschema ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Dyskalkulie wie folgt: „Diese Störung bezeichnet eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist.“
Dyskalkulie macht Kindern ihren natürlichen Lernprozess schwer. Man geht davon aus, dass Kinder ein angeborenes Mengenverständnis besitzen, das sich, je älter sie werden, in der Schule weiterentwickelt. Wenn ein Kind jedoch eine Rechenstörung hat, wird dieser Prozess gestört. Den Betroffenen fehlt in diesem Fall das nötige Mengenverständnis. Zahlen werden nicht als Mengenangabe, sondern als reines Symbol verstanden. Auch Fertigkeiten rund um das Zählen sind nicht vorhanden, wodurch das Erlernen von Grundrechenarten erschwert wird. Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten bei Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division haben. Dyskalkulie betrifft also bereits die grundlegenden Rechenarten und setzt sich dann bei höheren Fertigkeiten im Bereich der Algebra und der Trigonometrie fort.
Was Nachteilsausgleich und Notenschutz in der Schule bei Dyskalkulie angeht, hat jedes Bundesland eigene Regelungen. In einigen Bundesländern erhalten Schülerinnen und Schüler bestimmte Förderungen oder dürfen zusätzliche Hilfsmittel benutzen. Doch einen wirklichen Nachteilsausgleich oder Notenschutz, wie beispielsweise bei LRS, gibt es in vielen Bundesländern nicht. Beispielsweise gibt es in bayerischen Schulen weder einen Notenschutz noch einen Nachteilsausgleich für Betroffene.
Anzeichen und Ursachen von Dyskalkulie
Anzeichen dafür, dass Schülerinnen und Schüler von Dyskalkulie betroffen sein könnten, sind u.a.:
- Trotz ständigen Übens keine Verbesserung
- Viel Zeit für Rechnungen und ständiges Abzählen mit den Fingern
- Geübtes wird schnell vergessen
- Transferleistungen können nicht erbracht werden
- Rechenfehler werden nicht erkannt
- Verständnis für Textaufgaben fehlt
- Erschwertes räumliches Vorstellungsvermögen
- Etc.
Es fällt Kindern mit Dyskalkulie außerdem häufig schwer, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden und Sinneseindrücke richtig zu verarbeiten. Durch all diese Probleme in der Schule und im Alltag kann bei Kindern ein negatives Selbstbild entstehen. Damit gehen auch Schul- und Versagensängste einher. Begleiterscheinungen treten zudem immer wieder auf, beispielsweise Konzentrationsschwäche oder Hyperaktivität.
Als Ursachen für Dyskalkulie werden Orientierungs- und Wahrnehmungsstörungen vermutet. Diese betreffen vor allem die Raum- und Zeitorientierung und auch visuelle Fähigkeiten, wie Wahrnehmung und Vorstellungskraft. Es gibt Therapiemöglichkeiten für betroffene Schülerinnen und Schüler. Da die Ausprägung und Form von Dyskalkulie aber von Kind zu Kind unterschiedlich ist, ist hier eine maßgeschneiderte Förderung notwendig.
Dyskalkulie und Nachhilfe
Aus diesem Grund muss für Betroffene auch der Nachhilfeunterricht individuell angepasst werden. Durch die ständige Angst zu scheitern und das daraus resultierende schlechte Selbstwertgefühl, haben Kinder mit Dyskalkulie oft nicht nur in Mathe schlechte Noten, sondern auch in anderen Fächern. Je älter das Kind wird bzw. je stärker die Dyskalkulie ausgeprägt ist, desto tiefer sitzen die Probleme. Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen der Dyskalkulie bietet der Studentenring speziell auf die Bedürfnisse des Kindes zugeschnittene Einzelnachhilfe an. Nachhilfe kann nämlich, neben laufenden Therapien oder anderen Lernhilfen, eine sinnvolle zusätzliche Unterstützung für Kinder mit Dyskalkulie sein.
In der Schule haben Lehrerinnen und Lehrer in der Regel oftmals keine Kapazitäten, den speziellen Bedürfnissen und Herausforderungen des betroffenen Kindes gerecht zu werden. Im Nachhilfeunterricht ist dafür Zeit und Raum. Deshalb bietet der Studentenring ausschließlich Einzelnachhilfe an, damit die volle Aufmerksamkeit dem einzelnen Kind gewidmet werden kann. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die Nachhilfeschüler:innen zu den Lehrkräften ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Der Studentenring achtet gezielt darauf, dass die Harmonie zwischen Kind und Nachhilfelehrer:in stimmt. Für Kinder mit Dyskalkulie müssen die Lehrkräfte auch pädagogisch geeignet sein, weshalb der Studentenring eine gezielte Auswahl vornimmt.
Wie Nachhilfelehrer:innen mit betroffenen Kindern umgehen können
Da Schülerinnen und Schülern mit Dyskalkulie, vor allem je älter sie werden, (mathematisches) Grundwissen und Grundverständnis fehlt, ist es notwendig, dieses gemeinsam aufzubauen. Wichtig dabei ist: Lehrkräfte sollten den Unterricht möglichst locker, spielerisch und vor allem kind- und jugendgerecht aufbereiten. Durch hohe Interaktionsmöglichkeiten lernen Schüler:innen nachhaltiger.
Die falschen Rechenwege und Denkformen, die sich betroffene Schülerinnen und Schüler unter Umständen schon angeeignet haben, müssen aufgezeigt und korrigiert werden. Darauf aufbauend können dann die richtigen Herangehensweisen eingeübt werden und mathematische Inhalte visuell dargestellt werden. Hilfsmittel sind z.B. Wendeplättchen, Rechenketten, Hundertertafeln usw. .
Nachhilfekräfte müssen dafür ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen mitbringen. Durch die Versagens- und Schulängste, die viele Kinder mit Dyskalkulie haben, ist ein behutsames Vorgehen seitens der Lehrkraft unumgänglich.
Betroffene Kinder verknüpfen Schule oft mit der Angst vor dem Scheitern. Man kann ihnen im Nachhilfeunterricht durch Lernerfolge zeigen, dass sie eben nicht immer scheitern. Nachhilfelehrer:innen können so versuchen, das Kind auch pädagogisch wieder aufzubauen und ihm damit neues Selbstvertrauen geben.
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